-
-
Jetzt kurz
vor Weihnachten erreichte die Beschäftigten der ehemals als Drabert
bekannten Büromöbelfirma die Information, dass ihr Konzern
Samas Insolvenz angemeldet hat.
-
-
Vor einigen
Jahren wurde Drabert von der in den Niederlanden beheimateten Samas
Group geschluckt, die schon Jahre zuvor viele ähnliche Firmen in
Europa zusammengekauft hatte. Ein gescheitertes Geschäftskonzept
und die Finanz- und Wirtschaftskrise ließen den Aktienkurs der
Samas NV von 9 Euro auf 9 Cent fallen. Als Notbremse wurde kurzerhand
das gesamte operative Geschäft im Sommer dieses Jahres zerschlagen.
Für die deutsche Tochter mit Sitz in Worms kam es zusammen mit
dem gesamten Osteuropa-Geschäft zum Management-Buy-Out. Einige
Geschäftsführer übernahmen 20 Prozent der Geschäftsanteile
und für den großen Rest sprang zunächst der Berliner
Finanzinvestor Innovation Change GmbH des schillernden Multimillionärs
Harald Christ ein. Das Land Rheinland-Pfalz half mit einer Bürgschaft
nach. Das Unternehmen dürfte für einen Schnäppchenpreis
den Besitzer gewechselt haben. (1). Inzwischen ist der Berliner Finanzinvestor
wieder abgesprungen und die Eigentümer haben sich erneut verändert.
-
-
Nun hat diese
Firma Samas für insgesamt 15 Firmen Insolvenz angemeldet. Die Krise
hat zu Umsatzeinbrüchen geführt. Weiterhin wird die Insolvenz
damit begründet, dass die Banken Kredite verweigern. Das kann durchaus
einen realen Hintergrund haben. Diese Banken werden mit Abermilliarden
Euro aus Staatsgeldern geschmiert und erhalten selber Kredite nahezu
zum Nulltarif. Da sie aber nur an ihren eigenen Profiten interessiert
sind, halten sie sich selber mit der Kreditvergabe zurück. Die
Spekulation an den Wertpapier- und Rohstoffbörsen erscheint ihnen
lukrativer. Die Beschäftigten vieler Betriebe müssen daher
um ihren Arbeitsplatz fürchten.
-
-
Für das
Management war schon im Juli klar, dass eine Restrukturierung folgen
müsse. Dieses Ziel verkündete Christian Nawin umgehend als
neuer Sprecher der Geschäftsführung. (2) Restrukturierung
muss übersetzt werden in umfassende Rationalisierung und Arbeitsplatzvernichtung.
Das Osteuropageschäft galt als besonders profitabel. Die Werke
in Osteuropa sind nun von der Insolvenz ausgenommen. Eine Verlagerung
der Produktion in den Osten scheint angedacht zu sein. In Zukunft
wird sich das Unternehmen mit verschlankteren und effizienteren Strukturen
im Markt behaupten, äußerte sich Geschäftsführer
Christian Narwin gegenüber der Wormser Zeitung. Arbeitsplatzvernichtung
durchzusetzen ist somit das Ziel der Insolvenz. Darin sind sich die
Manager, die Eigentümer und die Banken einig. Damit der Profit
wieder stimmt.
-
-
Die Beschäftigten
aller Firmen sollten sich nicht gegeneinander ausspielen lassen. Aus
dem schlechten Beispiel von KAMPA sollten Lehren gezogen werden: Es
gelang der Geschäftsführung erfolgreich, die Beschäftigten
der Standorte gegeneinander auszuspielen und Solidarisierung zu verhindern.
Am Ende wurden alle Produktionsstandorte geschlossen und der ehemalige
Geschäftsführer zog mit dem gekauften Markennamen KAMPA ein
neues Geschäft auf.
-
-
Nur gemeinsam
kann das Ringen um den Erhalt der Arbeitsplätze erfolgreich sein.
Nur gemeinsam kann Druck auf das Management, die Eigentümer und
die Banken
-
Jeder Lohnverzicht
und jeder vernichtete Arbeitsplatz sind krisenverschärfend. Die
Finanz- und Wirtschaftskrise muss aktiv bekämpft werden. Mit einer
spürbaren Erhöhung der Masseneinkommen, der Löhne, der
Renten, des Arbeitslosengeldes. Mit einer drastischen Arbeitszeitverkürzung
mit Lohnausgleich. Mit öffentlichen Investitionsprogrammen. Das
Geld muss von jenen aufgebracht werden, die jahrelang an der Spekulation
verdient haben und damit die Krise verantworten: Erhöhung des Spitzensteuersatzes
und progressive Besteuerung von hohen Einkommen, Vermögen und Profiten.
Eine drastische Spekulationssteuer. Wenn von den 880.000 Millionären
unseres Landes eine Vermögensabgabe von 5 Prozent erhoben würde,
kämen jährlich ca. 100 Milliarden Euro ins Steuersäckel.
-
-
Es wird immer
deutlicher, dass die Banken die öffentlichen Mittel nicht zur Versorgung
der Wirtschaft mit Geld nutzen. Eine Finanz- und Kreditpolitik, die
nicht ausgerichtet ist auf die Vermögensvermehrung der Reichen,
sondern auf Vollbeschäftigung, soziale Sicherheit und den Schutz
der Umwelt, ist möglich. Wenn die Banken in öffentliches Eigentum
überführt werden, das einer demokratischen Kontrolle unterworfen
ist. Belegschaften, Gewerkschaften, Verbraucher- und Umweltverbände
usw. müssen in diese Entscheidungsprozesse einbezogen werden.
-
-
Es gibt Alternativen.
Sie können in dem Maße Wirklichkeit werden wie das Diktat
der Kapitalseite im Wirtschaftsleben beendet wird. Demokratie darf nicht
am Werkstor enden. Die Beschäftigten brauchen eine wirksame Mitbestimmung
über die Investitionspolitik der Unternehmen.
-
-
Anmerkungen: