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Kampa: Werksschließung trotz voller Auftragsbücher

„Bei Kampa muss niemand um seinen Job fürchten“ hieß es noch im Februar 2007 beruhigend aus dem Munde des Aufsichtsrat Wilkens. Einige Monate vorher hatte der Finanzinvestor Triton die Mehrheit bei Kampa übernommen. Kampa solle zu einer „Wachstumsstory“ gemacht werden. Mit dem Wachstum waren natürlich die Vermögen der neuen Eigentümer gemeint. Das wurde schnell klar.

Im April folgte auf die Meldung über ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2006 sofort eine schlechtere Gewinnprognose für 2008. Erst danach sei wieder mit steigenden Gewinnen zu rechnen. Nach einer Gewinnwarnung im Juni wurden die Ankündigungen immer deutlicher, „die Kapazitäten anzupassen.“ Im August wurde das Konzept auf den Tisch gelegt: Jeder fünfte Arbeitsplatz solle gestrichen, alle Gesellschaften und Marken zusammengeführt und die Produktion konzentriert werden. Die Arbeitskosten seien zu senken. Mehrarbeit ohne Lohnausgleich wurde gefordert.

Die IG BAU war zu Verhandlungen und zu Zugeständnissen bereit. Die Geschäftsleitung ließ die Verhandlungen scheitern. Der Vorstand beschloss, das Hauptwerk in Dützen und die Zweigwerke in Kinding und Waltershausen zu schließen.

Bodo Matthey, Sekretär der IG BAU wies nach, dass das Werk in Minden Aufträge für mindestens ein Jahr hat und keine roten Zahlen schreibt. Trotzdem soll es zum 31.12.2007 dicht gemacht und die Immobilien sofort verkauft werden. Die Beschäftigten werden freigestellt und bekommen weiter ihr Geld, bis die Kündigungsfristen abgelaufen sind. Sie werden trotz vorhandener Arbeit in die Erwerbslosigkeit geschickt. Die IG BAU hat daher Anzeige wegen Sozialbetruges erhoben.

Kampa will drei Werke schließen und verkündet gleichzeitig, sein Auslandsgeschäft stark auszubauen. Im Visier sind Skandinavien und einige Länder in Osteuropa. Im Interview mit der UZ vom 26.10.07 vermutete Bodo Matthey, dass die gesamte Fertigung nach Osteuropa verlagert werden soll; in Polen hat Kampa gerade ein Werk aufgekauft. Vor diesem Hintergrund macht die Geschäftspolitik Sinn: Ein vorübergehender geringerer Umsatz wird zu einem Kahlschlag bei den Arbeitsplätzen und zur Durchsetzung einer neuen Geschäftsstrategie ausgenutzt. Dabei ist die Schließung der noch verbleibenden Werke nur eine Frage der Zeit. Die Geschäftsleitung scheint es derzeit zu verstehen, die Standorte gegeneinander auszuspielen. Doch das gemeinsame Handeln der Beschäftigten aller Standorte gegen die Geschäftspolitik von Tricon wäre das Gebot der Stunde.

Die Kampa-Belgschaft in Dützen reagierte mit einer spontane Demonstration auf die verkündete Werksschließung. Bodo Matthey im Interview mit der UZ: „Wir werden alle Möglichkeiten nutzen, um gegen die Entscheidung des Vorstands vorzugehen und eventuell diese Entscheidung rückgängig zu machen. ... Die Belegschaft ist bereit, wenn wir hier nicht weiterkommen, das Werk zu besetzen. Wir werden es nicht zulassen, dass unsere Maschinen, unsere Tische und Stühle aus dem Werk woanders hin abtransportiert werden. Das hat die Belegschaft auch schon signalisiert.“

DKP Minden, Oktober 2007

 
Hintergrund:
 
 
 

Private-Equity-Fonds:

Kaufen, ausplündern, wegwerfen

Tricon hat 67 Prozent der Aktien von Kampa und ist damit Hauptaktionär. Er wickelt das Geschäft bei Kampa über seine Tochter „Blitz F05-417 GmbH“ ab. Tricon ist ein Private-Equity-Fonds. Das "Private" steht dabei für "nicht an der Börse notiert", das Equity ist das englische Wort für Eigenkapital.

Die Private-Equity-Fonds machen dasselbe, was der gemeine Spekulant oder Fonds an der Börse auch macht. Er handelt aber nicht nur mit Bruchteilen von Unternehmen, sondern gleich mit ganzen Unternehmen. An der Grundregel, billig zu kaufen und teuer zu verkaufen, ändert sich dabei natürlich nichts. Ganz anders aber wirkt sich das geänderte Verhalten der Fonds auf die betroffenen Unternehmen aus.

Der wichtigste Trick, um eine hohe Rendite zu erzielen, besteht darin, das Unternehmen zu einem möglichst hohen Anteil mit geborgtem Geld zu kaufen. Die Banken sind gerne bereit, Kredit zu geben. Dank Umverteilung von Unten nach Oben gibt es weltweit einen großen Überfluss von Kapital, das nach Rendite sucht. Es herrscht der schiere Anlagenotstand.

Mit der hohen Verschuldung vervielfachen die Fonds-Manager den Aktionsspielraum ihres Kapitals sowie die Rendite auf dieses Kapital. Sie können es wegen der eigenen hohen Verschuldung aber nicht zulassen, dass sich das Unternehmen - etwa zur Finanzierung von Investitionen - selber verschuldet. Im Gegenteil, sie müssen darauf dringen, dass radikal die Kosten gesenkt werden.

Den Gewinn des Unternehmens gilt es dann mit allen Mitteln hochzutreiben; durch Rationalisierung, Personalabbau, Schließung von Bereichen oder Teilbereichen, Zusammenlegung von Betrieben und Bereichen und dem Verzicht auf Investitionen. Schließlich wird mit Profit ausgestiegen durch Verkauf oder Börsengang des Unternehmens.

Ist das Unternehmen vorher unter der Last der Kredite zusammengebrochen, bleibt immer noch der Verkauf von restlichen Teilen oder der Konkurs. Die Beschäftigten haben auf jeden Fall die Kosten und die Folgen zu tragen. Die Steuerzahler ebenfalls; die Veräußerungsgewinne brauchen dank rot-grüner Steuerreform nicht mehr versteuert zu werden.

DKP Minden, Oktober 2007

 

 

 
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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